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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2008-07-10
| [Acest text ar trebui citit în deutsch]
Der Vater sagte, dass die Schlauberger um ihn, Untergebene und Kumpels, sagten, ich solle sagen, was heißt sagen, ich solle rufen: „Es lebe Iuliu Maniu.“ Und ich rief und verstand nicht, warum sie lachten, nur der Vater lachte, mehr gezwungen, unter seinem noch schwarzen Schnurbart. Er wusste schon, was er wusste: Der König war noch nicht aus dem Land gejagt, aber die Kommunisten waren an der Macht. Auch Vater war an der Macht. Als mazedonischer Gutsherrensohn, Bojar, was sonst, war er links und hatte sich gleich nach dem Krieg in die RKP eingeschrieben, doch gleichsam als Mazedonier mit bösem Mundwerk, begann er schon an den Aktivisten herumzunörgeln, aber besonders an den Russen, die das Land besetzt hatten, und die Aktivisten hatten sich in ihre Dienste gestellt, mit Leib und Seele, aber vor allem mit Lügen und Drohungen. Vater sympathisierte seit langem mit ihnen, als echter Eisenbahner, der er war. Dauernd erwähnte er einen Bîgu und einen Cristea, und dass die echte Kommunisten gewesen waren und nicht jene, die sich unter dem Schutz der sowjetischen Waffen in den Vordergrund drängten. Wenn er auch nicht mit Iuliu Maniu war, lachte er nicht laut, denn meine kindlichen Worte waren schon eine Gefahr, die Helfershelfer hatten schon begonnen die „Volksfeinde“ zu notieren. Vielleicht waren gerade einige, die mir sagten, ich solle rufen, von denen, die kaum warteten, dass sie Wasser auf die Mühle bekamen und mich, uns verraten konnten. Wir waren, beide, schon „Volksfeinde“, soundso war Vater auch auf der schwarzen Liste mit den Gutsherren. Also wurde ich als „Volksfeind“ geboren und als solcher blieb ich bis zum heutigen Tag, wie man sehen wird.
Vater hatte einen Bruder, auch er „Feind“, aber der noch etwas mehr als Vater, er war Flieger und Königstreuer. Ich erinnere mich, dass er mir die erste echte Schokolade brachte, nachdem er einen Flug nach London absolviert hatte. Das war etwas sehr Seltenes gleich nach dem Krieg und die amerikanische oder englische Schokolade war auch „feindlich“. Aber mir gefiel diese modellierte Schokolade sehr, ich werde sie für meinen Lebtag nicht vergessen, in kaffeebraunen Vierecken und mit einer Süße, wie ich sie noch nie erlebte. Eines Tages, von der Schule kommend, finde ich meine junge Mutter, sie war noch keine 23 Jahre alt, in Tränen aufgelöst, mehr noch, sie weinte bitterlich. Auch Vater taucht auf, aufgeheizt auch er. Was ist passiert? – traute ich mich nicht zu fragen. „Onkel Vălică ist gestorben“, schluchzte die Mutter, als wolle sie so allen Schmerz abwerfen. Er war ein sehr schöner Mann gewesen, stolz, ich bewahre noch eines seiner Fotos in Fliegeruniform auf, als Kommodore, mit Mütze und mit der Brust voller Auszeichnungen. Ein stattlicher Mazedonier, mit scharfen Blicken unter den schwarzen, buschigen Augenbrauen. Noch hatte er das fünfzigste Lebensjahr nicht erreicht. Ich begann auch zu weinen, mehr aus Mitleid mit der Mutter, aber auch realisierend, dass mir niemand mehr von dieser guten Schokolade bringen werde. Später habe ich erfahren, was sich zugetragen hatte. Vălică war ein berühmter Flieger, er war Geschwaderchef des berühmten Agarici; eben jener, der zur „Bolschewikenjagd“ aufgebrochen war, ja, er brachte sogar den Marschall Antonescu mit dem Flugzeug an die Ostfront, auf die Krim, im Zielfeuer der sowjetischen Artillerie. Er war, ich wiederhole, Königstreuer, während, ich wiederhole, Vater Kommunist war, Sympathisant seit zehn Jahren. Wegen dieser Sache haben die zwei Brüder sich zerstritten und seit ebenso vielen Jahren nicht mehr miteinander geredet. Kaum dass sie sich ausgesöhnt hatten, als zu Beginn des Jahres 1948, ich glaube genau auf den 28. Februar (genau nach 25 Jahren, auch an einem 28. Februar trat auch ich in die RKP ein, aber mit Ach und Krach, nachdem ich jahrelang „analysiert“ wurde) Vater aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen wurde, aus den obigen Gründen: Die Genossen hatten seine Meckereien satt. Ungefähr dann wurde auch Onkel Vălică aus der Luftwaffe geschmissen, als begeisterter Königstreuer, so geblieben, obzwar König Michael soeben verjagt worden war und fast alle Kameraden sich von ihm abwandten, so wie andere ihre Waffen im August ’44 gegen die Deutschen umgewandt hatten. Der Onkel blieb aber in Stellung, ja noch mehr, er drehte ein denkwürdiges Ding. Noch war er nicht rausgeschmissen, aber man bereitete seinen Eintritt in die Reserve vor. Er war noch Kommandant, als bei der von ihm geführten Eliteeinheit zwei Genossen aufkreuzten: einer mit Arbeitermütze, keck in die Stirn gezogen, er stank schon von weitem nach gekünsteltem Kommunist aus dem Lumpenproletariat, und ein anderer, etwas weniger aufgeblasen, aber dem man gerade wegen einer zur Schau gestellten gutmütigen Bescheidenheit ansah, dass er ein großer Macher war. Als er den Mund öffnete, um zu den Offizieren zu sprechen, merkte man, dass er gebrochen rumänisch sprach, mit Steppen- und Uralakzent. Und was sagte er zum Staunen der Offiziere, fast alle gewesene oder heimlich gebliebene Königstreue? Also, dass Bessarabien nie rumänisch war und es auch nie sein werde, dass sie der Sowjetunion und Genosse Stalin von den imperialistischen und großbürgerlichen Kräften (schon wieder!) aus Rumänien gestohlen wurde, angeführt von einem, der das Blut des Volkes ausgesaugt hat, also vom gewesenen König Michael, der, unerhört, ein „Freund“ Stalins war, von diesem mit einem großen Kriegsorden ausgezeichnet (freilich, weil er umgeschwenkt hat ... am 23. August). Diese Ungeheuerlichkeiten erfahrend, hatte Onkel Valeriu nichts anderes zu tun, als seine Kommandeursrolle ernst zu nehmen und entschlossen zu befehlen, just als der Russneak zu Hochform in seinen Darlegungen aufgelaufen war: „Einheit still gestanden! Links um, rührt euch!“ Er hat den Stalinisten im Regen stehen lassen. Die wütenden, aber irgendwie noch ohnmächtigen Blicke der Beiden verrieten nichts Gutes. Wirklich, recht bald ward er aus der Luftwaffe hinauskatapultiert. Dann hat er sich mit dem aus der Partei Ausgeschlossenen versöhnt, also mit Vater. Meine Akte war schon gut gefüllt, obwohl ich sie mit meinen kaum vier Jahren nicht schultern konnte. Der Onkel wurde verfolgt und sollte verhaftet werden. Und die Folgen waren selbstverständlich. Dann hat Onkel eine Geschichte ärger als bei Dostojewski durchgezogen: Er hat ein monströses Gelage mit seinen gewesenen Kameraden abgezogen und ist bis zur Hüfte entblößt in den gefrorenen Schnee eines hostilen, außergewöhnlich eisigen Februars gestiegen. Klar, er hat eine großartige doppelte Lungenendzündung bekommen, die zu jener Zeit unheilbar war. Die Kommunisten zeigten sich aber plötzlich fürsorglich, sie wollten keinen Leichnam verurteilen. Und dann brachten sie mit dem Flugzeug von London, von wo der Onkel mir Schokolade gebracht hatte, teure Medikamente, ich glaube kürzlich erfundene Antibiotika, die sie ihm mit Gewalt verabreichten - was glaubt denn einer, wie sollten sie auch einen Toten ... erschießen. Aber der Onkel hat im Geheimen mit seiner Frau gesprochen, mit der er sich ganz schlecht verstand, und sie überzeugt, ihm doch einen Liter starken Schnaps zu besorgen. Erfreut, gelang es der Frau, ihm die Flasche zuzuschmuggeln, die der Kranke in einem Zug auf die berühmten Medikamente ausgetrunken hat. Evident, er ist abgekratzt. Darum weinte die Mutter und fluchte der Vater wie ein Rohrspatz. Und siehe da, so blieb ich ohne Schokoladequelle, aber andererseits habe ich mir meine Zukunft als „Volksfeind“ erheblich gesichert. [Übersetzt von Anton Potche] |
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